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Statusbericht 2011

Artikel vom 29.11.2012

Der Hamburger Bado e.V. legt den vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) erarbeiteten 15. Bericht zur Hamburger ambulanten Suchthilfe für das Jahr 2011 vor. Der Bericht beschreibt unter Nutzung eines besonderen Anonymisierungssystems umfassend die Lebenssituation von 15.576 Personen mit einer Suchtmittelabhängigkeit, die im Jahre 2011 in den Hamburger Beratungs- und Behandlungsstellen Hilfe in Anspruch genommen haben.

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Aus der Pressemitteilung des Badovorstandes
Immer mehr Glücksspielabhängige suchen Hilfe
Hamburger Suchthilfe mit guten Betreuungsergebnissen
Substituierte mit Kindern mit stabilerer Lebenssituation
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Statusbericht 2011
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Aus der Pressemitteilung des Badovorstandes

68 % der Klientinnen und Klienten konsumierten intensiv Alkohol, 43 % Cannabis, 34 % Opiate, 29 % Kokain, 17 % Sedativa, 16 % Crack, 10 % Amphetamine, 6 % Halluzinogene, und 9 % hatten eine Glücksspielproblematik. Hinsichtlich der soziodemographischen Daten, der schweren biographischen und justiziellen Belastungen, der erheblichen gesundheitlichen und psychischen Probleme sowie der prekären sozialen Lebenssituation bei vielen Klientinnen und Klienten bestätigten sich die Ergebnisse der Vorjahre. Die absolute Zahl der betreuten Alkoholabhängigen ist innerhalb von fünf Jahren von 4458 auf 4735, der Opiatabhängigen von 4472 auf 4668, der Cannabiskonsumenten von 1706 auf 2126, der Kokainabhängigen von 1104 auf 1206 angestiegen.

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Immer mehr Glücksspielabhängige suchen Hilfe

In einer Spezialauswertung werden 1207 Personen mit einer Glücksspielsuchtproblematik differenziert beschrieben. In den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Glückspielabhängigen in den Beratungsstellen etwa verdreifacht. Bei gut der Hälfte bestand die Glücksspielabhängigkeit neben einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, knapp die Hälfte waren „reine“ Glücksspielabhängige. Diese wurden nahezu alle in den suchtmittelübergreifenden Beratungsstellen betreut, fast 90 % waren Männer, relativ mehr hatten einen Migrationshintergrund. Etwa bei 80 % dominierte das Spiel an Geldautomaten.

Aktuell war etwa die Hälfte beruflich integriert, ein Drittel hatte mehr als 5.000 € Schulden. Die hilfesuchenden Frauen waren deutlich älter (44 Jahre vs. 35 Jahre), sie waren gesundheitlich und vor allem psychisch stärker belastet. 16 % hatten einen Suizidversuch hinter sich, 71 % schwere körperliche Gewalterfahrungen und die Hälfte sexuelle Gewalterfahrungen gemacht. Zwischen dem Beginn der Glücksspielproblematik und dem Aufsuchen einer Beratungseinrichtung vergingen durchschnittlich etwa 11 Jahre. Der Bericht wirft die Frage auf, wie Glücksspielabhängige – vor allem Frauen – früher zur Inanspruchnahme von Hilfe motiviert werden können.

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Hamburger Suchthilfe mit guten Betreuungsergebnissen

Im BADO-Bericht wird weiterhin die Wirksamkeit der Hamburger Suchthilfe für fast 5000 abgeschlossene Betreuungen dokumentiert. Bei den Klientinnen und Klienten verbesserte sich Abstinenzverhalten und –motivation während der Betreuung deutlich; gesundheitliche und psychisch-seelische Belastungen nahmen ab. Bei den alkoholabhängigen Klientinnen und Klienten waren je nach Betreuungszeit 55 % bis 69 % am Betreuungsende abstinent, etwa 60 % konnten ihre noch vorhandene berufliche Integration sichern bzw. wieder den Einstieg in die Arbeitswelt finden. Etwa 90 % lebten in eigenem Wohnraum am Betreuungsende. 60 % der opiatabhängigen Klientinnen und Klienten, von denen etwa drei Viertel substituiert waren, lebten am Betreuungsende ohne Heroinkonsum, die Wohnsituation blieb bei etwa drei Viertel stabil; die geringe Teilhabe am Arbeitsleben verbesserte sich nur geringfügig. Problematisch ist, dass etwa 10 % der Alkoholabhängigen und etwa 25 % der Opiatabhängigen trotz mehrmonatiger Betreuung in prekären Wohnverhältnissen verharren. Es zeigte sich wie in den Vorjahren, dass deutlich bessere Betreuungsergebnisse in der Regel eine mehrmonatige Betreuungszeit erfordern.

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Substituierte mit Kindern mit stabilerer Lebenssituation

In einer weiteren Spezialauswertung wurde die Lebenssituation von substituierten Opiatabhängigen mit Kindern näher untersucht. Vergleicht man Substituierte mit Kindern mit den kinderlosen Substituierten, so deutet sich bei Ersteren eine insgesamt stabilere Lebenssituation an: Sie sind u. a. seltener körperlich oder psychisch schwer belastet, sie leben in deutlich besseren Wohnverhältnissen, z. B. 96 % in eigenem Wohnraum. Sie haben aktuell seltener Justizdruck. Der Beikonsum ist geringer. Ihre Motivation zur Konsumreduktion bzw. zur Abstinenz ist stärker ausgeprägt. Sie sind deutlich häufiger ins Arbeitsleben integriert. Sie leben sehr viel häufiger in festen Partnerschaften, und ihre Partner bzw. Partnerinnen haben seltener Suchtprobleme. Zudem haben sie mehr
Cleankontakte und mehr engere Bezugspersonen, die sie unterstützen. Trotz dieser insgesamt besseren Ergebnisse im Vergleich zu den kinderlosen Substituierten darf der weiterhin bestehende erhebliche Betreuungs- und Unterstützungsbedarf nicht übersehen werden, wie er u. a. durch die Arbeitslosigkeit von zwei Dritteln und ebenso vielen mit Arbeitslosengeld II-Bezug, das häufige Zusammenleben mit ebenfalls suchtmittelabhängigen Partnern, schwere körperliche und sexuelle Gewalterfahrungen oder akute gesundheitliche Probleme signalisiert wird. Die ambulante Suchthilfe unterstützt ihre substituierten Klientinnen und Klienten mit Kindern bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung als Eltern und bei der Wahrung des Kindeswohls, dabei kooperiert sie u.a. mit der Jugendhilfe.

Der Vorstand des BADO e.V.
(Der BADO-Bericht 2011 wurde vom Zentrum für Interdiszplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg erstellt)

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